Was macht ein Zauberer, wenn sein Trick schief geht?

Als Zauberer ist es wichtig zu verstehen, dass Fehler Teil des Jobs sind. Selbst die erfolgreichsten Zauberer der Welt machen Fehler. Am Ende dieses Artikels siehst du einen davon im Video und wie er die Situation meisterhaft löst. Wir sind alle Menschen und es ist okay Fehler zu machen, aber was zählt, ist wie du damit umgehst. Wie du trotzdem die Chance auf Fehler minimierst und was professionelle Zauberer tun, wenn ihnen ein Fehler passiert, lernst du hier.

Die Mentalität eines Zauberers

Mache dir bewusst: Du bist nicht nur Zauberer, sondern auch Schauspieler. Deine Aufgabe ist es, vorzugeben, dass du mit magischen Kräften Wunder vollbringen kannst. Natürlich machst du das mit einem Augenzwinkern. Sowohl du als auch das Publikum wissen, dass du keine echten Zauberkräfte hast. Ihr lasst euch gemeinsam auf das Spiel ein. Deshalb ist es auch für das Publikum klar, dass Dinge schiefgehen können. Wenn du dein Handwerk verstehst und das Publikum gut unterhältst, werden sie dir solche Fehler nur allzu gerne verzeihen.

Prävention

Es ist besser, Fehler von Anfang an zu vermeiden, als sie später zu beheben. Deshalb habe ich die wichtigsten Tipps aufgeschrieben, wie du Fehler verhindern kannst:

1. Publikumsmanagement

Wenn du eine gute Verbindung zum Publikum aufbaust, wird nicht nur die Stimmung besser, sondern es sinkt auch die Chance auf Fehler. Sobald deine Zuschauer erkennen, dass ihr das gleiche „Spiel“ spielt und du dein Bestes gibst, um sie mit magischen Effekten zu unterhalten, werden sie es dir leicht machen. Haben die Zuschauer allerdings das Gefühl, dass du dich über sie stellst oder eine arrogante Ausstrahlung hast, dann werden sie deine Zauberei als Challenge wahrnehmen und versuchen dich zu entlarven. Dann werden sie anfangen, die Zauberei als einen Wettbewerb zwischen Zuschauer und Zauberer zu sehen und dir das Leben schwer machen. Das erhöht die Chance auf Fehler und deshalb ist mein erster und wichtigster Tipp: Lerne, wie du die Zuschauer auf deine Seite bringst und wie du deine Zauberei so unterhaltsam für sie machst, dass sie kein Bedürfnis haben den Effekt zu entschlüsseln.

2. Übe bis zur Perfektion

Bevor du einen Zaubereffekt vor Publikum präsentierst, muss er zu 100 % funktionieren, wenn du alleine übst. Der einfachste Weg, um Nervosität und dadurch entstehende Fehler zu vermeiden, ist es, so gut zu werden, dass du jede Handbewegung im Schlaf ausführen könntest. Das hat den weiteren Vorteil, dass du bei deinen Vorführungen nicht so viel Aufmerksamkeit auf deinen eigenen Händen hast und dich voll darauf konzentrieren kannst, das Publikum zu unterhalten. Beginne mit einfachen Effekten und übe sie vor dem Spiegel. Nimm später Videos auf und analysiere die Schwächen, die du erkennst. Finde Lösungen und übe weiter. Erst dann kannst du anfangen vor Publikum zu üben und an deiner Routine zu arbeiten.

3. Entwickle "Outs"

„Outs“ sind Handlungsoptionen, die du vorbereitet hast, falls etwas schiefgeht. Notiere dir alle Fehler, die beim Üben passieren, und entwickle eine Lösung für jeden von ihnen. Oft kannst du den Effekt retten, indem du ihm ein anderes Ende als ursprünglich geplant, verpasst. Manchmal reicht es auch aus, den Fehler schnell genug zu erkennen, um den Effekt noch retten zu können. Das alles musst du aber ohne Publikum ausgiebig üben. Wenn du glaubst, dir wird spontan eine Lösung einfallen, um den Effekt noch zu retten, sobald es passiert, dann täuschst du nur dich selber. Wenn der Fehler so auffällig ist, dass er sich nicht verbergen lässt, dann überlege dir zumindest schon vorher, was du sagen wirst, falls es passiert. Vielleicht kannst du ja zumindest einen lustigen Spruch dazu finden. Es gibt immer ein „Out“, das dir hilft. Reite nach einem fehlgeschlagenen Effekt nicht darauf herum, sondern zeige stattdessen direkt etwas Neues, das funktioniert. Dann wird dein Publikum den Fehler schnell vergessen.

4. Minimiere Fehlerquellen

Wenn du schon „Outs“ für die möglichen Fehler, die bei dir liegen, gefunden hast, dann bleiben noch die Fehlerquellen übrig, die durch das Publikum verursacht werden. Überlege dir genau, wen du in deinen Effekt mit einbaust. Kinder und Betrunkene sind oft unaufmerksam und machen manchmal überraschende Dinge, die den Trick zerstören könnten. Sieh dir dazu auch das Video unter diesem Absatz an. Arbeite deshalb lieber mit nüchternen Erwachsenen. Wenn du aber aufgrund der Situation mit Betrunkenen oder Kindern arbeitest, dann achte bewusst darauf, alle Anweisungen einfach und absolut unmissverständlich zu formulieren.

5. Überwinde die Angst vor Fehlern

Angst macht nervös und wer nervös ist, macht Fehler. Sei dir deshalb bewusst, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Menschen sind nicht immer berechenbar. Du kannst nur deinen Teil tun, um Fehler zu minimieren, aber manche Dinge liegen außerhalb deiner Kontrolle. Wenn etwas schiefgeht, zeige einfach etwas anderes danach. Mach dir bewusst, dass du Fehler machen wirst und dass das in Ordnung ist. Dann wird sich deine Angst davor verringern und du wirst weniger Fehler machen. Das klingt überraschend, ist aber wahr.

Was kannst du tun, wenn der Trick schief geht?

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es passieren, dass ein Trick nicht wie geplant funktioniert. Doch keine Sorge, es gibt ein paar Dinge, die du tun kannst, um den Effekt zu retten.

1. "Outs" anwenden

Wenn du während einer Vorführung einen Fehler begehst, kannst du die besprochenen „Outs“ anwenden, um den Effekt trotzdem zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.

2. Mach den Fehler nicht groß

Wenn du einen Fehler machst, ist es wichtig, dass du ihn nicht durch deine Aufmerksamkeit noch größer machst. Manchmal passiert es, dass man „flasht“. Das bedeutet, dass eine geheime Trickhandlung versehentlich, für den Zuschauer erkennbar ist. Wenn dir das passiert, dann mache einfach weiter als wäre nichts passiert. Oft bemerken die Zuschauer das gar nichts oder nur ein Teil der Zuschauer hat es gesehen. Wenn du jetzt über den Fehler sprichst, wissen es alle. Aber, wenn du stattdessen mit dem Effekt weiter machst, wird es zumindest für die Zuschauer, die das nicht gesehen haben, ein toller Zaubertrick. Das Publikum findet das wichtig, was du selbst als wichtig erachtest. Wenn du dich für den Fehler schämst und eine große Sache daraus machst, wird auch das Publikum unangenehm berührt sein. Wenn du aber selbst den Fehler nicht so wichtig nimmst, dann werden deine Zuschauer es auch nicht.

3. Nimm es mit Humor

Wenn es nicht zu verbergen ist, dass ein Fehler passiert ist, kannst du ihn mit Humor nehmen. Mach einen witzigen Spruch dazu und gib offen zu, dass der Trick nicht wie geplant funktioniert hat. Ein großartiges Beispiel für diese Technik findest du in diesem Video:

4. Das Publikum respektieren

Egal, wie der Fehler entstanden ist, es ist immer wichtig, dass du das Publikum respektvoll behandelst und ihm nicht die Schuld gibst. Meistens liegt die Schuld bei dir selbst, weil du entweder eine Wettkampfsituation mit dem Publikum erschaffen hast, nicht genau genug erklärt hast oder dich für den falschen Zuschauer als Gehilfen entschieden hast. In jedem Fall solltest du dein Publikum respektvoll behandeln. Auch dann, wenn einer der Zuschauer den Zaubertrick versehentlich oder sogar absichtlich zerstört hat.

Sicherheit geht immer vor

Wenn es auch nur die geringste Chance gibt, dass bei dem Effekt etwas schiefgeht, dann ist es absolut unverantwortlich ihn vorzuführen, wenn dabei jemand verletzt werden könnte. Zaubertricks, die ein Gefahrenmoment präsentieren, müssen zu 100 % sicher sein und dürfen niemals tatsächlich gefährlich sein. Besonders dann, wenn Zuschauer beteiligt sind.

Zusammenfassung

Fehler können jedem Zauberer passieren und es ist überhaupt nicht schlimm. Trotzdem kann man die Chance auf Fehler minimieren, indem man sicher geht, dass man Fehlerquellen beseitigt und auf mögliche Fehler vorbereitet ist. Falls ein Fehler doch einmal passiert, gibt es mehrere Möglichkeiten, wie man die Situation retten kann. Dazu gehören die Anwendung von „Outs“, das Nicht-Großmachen des Fehlers und es mit Humor zu nehmen. Am Ende ist es wichtig, dass alle gut unterhalten sind. Wenn du diese Dinge beachtest, wird deine Angst vor Fehlern abnehmen und dein Publikum wird die Sicherheit spüren, die du dann ausstrahlst.

Über den Autor:

Fabian Schneekind

Seit über 19 Jahren widme ich mich der Zauberkunst, davon 10 Jahre hauptberuflich. Meine Arbeit führt mich deutschlandweit und international zu unterschiedlichsten Events. Ich habe für namhafte Unternehmen wie Lufthansa, Siemens, die Deutsche Bank, Adobe, Würth, Pfizer und die Deutsche Telekom gezaubert. Internationale Highlights waren für mich bisher eine exklusive Geburtstagsfeier in Los Angeles und meine Auftritte bei großen Netzwerk-Events.
Meine Auftritte führen mich auf Schiffe, in prachtvolle Schlösser bei Hochzeiten und zu namhaftem Publikum – von Topmodels auf der Fashion Week bis hin zu Bands wie Rammstein. Aber ebenso gerne zaubere ich auf dem 80. Geburtstag Ihrer Großmutter. Denn für mich ist Zauberei der schönste Weg, um Menschen zusammenzubringen und für einen Moment Themen wie Status und Reichtum zu vergessen.
In meinem Blog teile ich diese wertvolle Erfahrung, um Eventplanern und angehenden Zauberkünstlern nützliche Tipps zu geben. Ob es um die Buchung eines Zauberers oder die Organisation erfolgreicher Events geht – ich bringe fundiertes Wissen und Begeisterung ein.