Was kann ein Zauberer tun, wenn der Zuschauer die Karten mischen möchte?
Jeder Zauberer war schon einmal in der Situation, dass ein Zuschauer fragt, ob er die Spielkarten mischen darf, bevor der Zaubertrick losgeht.
Das ist unangenehm, wenn das aus tricktechnischen Gründen nicht mehr möglich ist.
Hier kriegt ihr die Antwort, was ihr dann tun könnt. Aber außerdem kriegt ihr noch etwas viel Besseres:
Ich erkläre euch, wie ihr verhindert, dass Zuschauer diese Frage jemals stellen!
Wenn ich mit Spielkarten zaubere, werde ich das fast nie gefragt. Das liegt daran, dass meine Präsentation und mein Zuschauermanagement diese Frage unterbinden. Sie verhindern aber nicht nur die Frage nach dem Kartenmischen, sondern verringern jegliche Störungen durch Zuschauer.
Eine Einführung in das Erwartungs- und Zuschauermanagement
Prävention:
Challenge vermeiden: Der Hauptgrund, der Zuschauer dazu bringt schwierig zu werden und zu stören ist, dass sie den Zaubertrick als eine Challenge wahrnehmen. Sie empfinden ihn als einen Wettkampf des Verstandes, in dem der Zauberer gegen die Zuschauer antritt, um sie auszutricksen. Bei diesem Wettkampf gibt es klare Gewinner und klare Verlierer. Entweder der Zauberer wird entlarvt oder der Zauberer gewinnt.
Das führt dazu, dass die Zuschauer versuchen ihre Chancen auf den Sieg zu verbessern, indem sie dem Zauberer Steine in den Weg legen und sich unberechenbar verhalten. Im Resultat entsteht ein im Flow unterbrochener Zaubereffekt, bei dem eine Seite am Ende verloren hat. Das ist nicht unterhaltsam.
Die erste Aufgabe des Zauberers, der unterhalten möchte, ist es also den Zuschauern klar zu signalisieren, dass er nicht gegen sie antritt, sondern mit ihnen gemeinsam ein schönes Erlebnis erschaffen möchte.
Gemeinsamkeit erschaffen: Am leichtesten erschafft ihr eine positive Stimmung für eure Zauberei, indem ihr eure innere Haltung anpasst. Ich mache mir beim Zaubern immer sehr bewusst, dass ich keineswegs den Zuschauern überlegen bin, nur weil ich ein paar Trickgeheimnisse kenne. Stattdessen entscheide ich mich, dass ich meine Zuschauer mag und ihnen ein Geschenk machen möchte. Ich möchte ihnen eine faszinierende Erfahrung schenken, die Sie mit mir gemeinsam erleben.
Diese Einstellung, die ich habe, können die Zuschauer wahrnehmen. Sie spüren, dass ich sie nicht vorführen möchte, sondern als meine Partner betrachte, bei dem Versuch etwas Wundervolles zu erschaffen. Wenn alle dann merken, dass wir im selben Team sind, entsteht eine angenehme Stimmung und der Raum für tolle Präsentationen und faszinierende Zauberkunst.
Ansprechende Präsentationen: Sobald ihr euch durch eure Einstellung und hoffentlich auch tolle Zaubereffekte die Aufmerksamkeit eurer Zuschauer verdient habt, müsst ihr sie auch nutzen.
Nehmt die ganze Gruppe mit auf eine Reise und erzählt eine schöne Geschichte. Gebt den Zuschauern einen Grund euch zuzuhören, anstatt darüber nachzudenken, wie ihr sie austricksen werdet. Wenn eure Präsentation gut ist, dann werden die Zuschauer euch dankbar folgen. Leider bieten viele Zauberer das nicht. Sie beschreiben stattdessen nur, was sie gerade machen. Etwa so:
„Zieh mal eine Karte. Jetzt misch das Kartenspiel. Huch, jetzt ist deine Karte in meinem Schuh!“
Das ist keine Präsentation und lädt sie dazu ein, über die Tricktechnik nachzudenken und in den „Wettkampfmodus“ zu gehen.
Wenn ihr aber hochwertige Zauberei anbieten wollt, dann solltet ihr den Zuschauern etwas Besseres als reine Tricks anbieten. Gebt ihnen eine Geschichte und ihr werdet merken, dass ihr deutlich seltener unterbrochen oder gestört werdet beim Zaubern.
Was könnt ihr aber tun, wenn ihr die richtigen Grundlagen gelegt habt, aber trotzdem einen schwierigen Zuschauer erwischt? Leider gibt es ab und zu Menschen, die unbedingt im Mittelpunkt stehen möchten oder sich nicht auf ein gemeinsames magisches Erlebnis einlassen wollen. Dann braucht ihr eine Notlösung.
Was kann der Zauberkünstler also tun, wenn der Zuschauer die Karten mischen möchte?
Ich habe für diese Situation drei Lösungen:
1. Ich ignoriere die Frage. Gerade, wenn ich für größere Gruppen zaubere, ist es leicht so zu tun, als hätte ich die Frage nicht gehört. Dann fahre ich mit meiner Präsentation fort und reagiere nicht darauf. Das würde ich sogar dann machen, wenn es technisch gar kein Problem wäre, die Karten mischen zu lassen. Grundsätzlich möchte ich meine Präsentationen in dem von mir gewählten Tempo durchführen. Wenn ich dann einen Zuschauer die Karten mischen lasse, dann ist das verlorene Zeit. Für niemanden ist es interessant, dem Mischprozess zuzusehen. Es unterbricht den Flow meiner Präsentation und das möchte ich nicht. In den meisten Fällen ist das die beste Lösung.
2. Wenn es völlig klar ist, dass ich die Frage gehört habe und ich keine Möglichkeit habe sie zu ignorieren, dann sage ich „Leider nicht.“ und lache den Zuschauer freundlich an. Das sorgt für Heiterkeit am Tisch und macht dem Zuschauer auf freundliche Art klar, dass ich mich durch ihn nicht unterbrechen lassen möchte. Da ich schon vor dem Effekt die richtigen Grundlagen gelegt habe, muss ich auch nicht meinen vorgeblichen Ruf als der beste Zauberer der Welt verteidigen. Allen ist klar, dass ich keine echte Zauberkraft habe und Tricks benutze. Und allen ist auch klar, dass es eine schönere Erfahrung ist, wenn wir zusammen an diesem Erlebnis mitwirken, als wenn einzelne mich dabei sabotieren. Oft übernehmen die anderen Zuschauer dann für mich die Aufgabe, die störende Person unter Kontrolle zu halten.
3. Ich zeige spontan einen anderen Effekt, bei dem es keine Rolle spielt, ob die Karten vorher gemischt werden oder nicht. Es ist immer gut, wenn man einen Effekt für solche Notfälle beherrscht, den man dann immer zeigen kann. Hier bietet sich zum Beispiel ein kurzer „Peak“ und eine anschließende „Force“ an, um die Karte im Anschluss auf beliebige Art wiederzufinden. Das geht immer und ist technisch nicht zu anspruchsvoll.
Im professionellen Umfeld benutze ich diese Methode aber nie. Der Grund dafür ist, dass ich mir etwas dabei denke, wenn ich einen bestimmten Effekt zeigen möchte. Vielleicht passt der gerade gut zur Stimmung der Gruppe oder führt passend ein Thema aus dem vorherigen Effekt fort. Darum bin ich dann nicht bereit von meinem Plan abzuweichen und einen zufälligen anderen Effekt zu zeigen, der weniger gut passt und unterhält.
Vielleicht fallen euch auch noch andere gute Antworten auf die Situation ein.
Das Wichtigste ist aber, dass ihr es vermeidet, dem fragenden Zuschauer irgendeine Form von Negativität entgegenzubringen. Bleibt freundlich und macht allen bewusst, dass eure Zauberei ein Spiel ist, dass am meisten Freude bringt, wenn man euch nicht unterbricht.
Wenn ihr das schafft, dann werdet ihr in Zukunft keine Schwierigkeiten mit herausfordernden Zuschauern mehr haben.
Fabian Schneekind
Ich bin seit vielen Jahren hauptberuflicher Zauberer und Zauberkünstler auf Business- und Netzwerk Events, Teambuilding Veranstaltungen und Weihnachtsfeiern. Außerdem habe ich mich darauf spezialisiert als Hochzeitszauberer das Eis zwischen den Gästen zu brechen. In meinem Blog versuche ich meine Erfahrungen mit Eventveranstaltern zu teilen, damit Ihnen die Planung leichter fällt. Außerdem gebe ich gerne mein Wissen an angehende Zauberkünstler weiter, damit sie Einblicke in das Berufsleben eines Zauberers erhalten.